Die Crowdfunding-Plattform für den Schweizer Wald

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Das ungenutzte Potenzial des Siedlungswaldes

Wälder haben seit jeher eine fundamentale Bedeutung für menschliche Siedlungen, sei es als Rückzugsorte der Stille, Orte der Erholung oder als Quellen wirtschaftlicher Ressourcen. Die Rolle und Wahrnehmung von Wäldern hat sich im Laufe der Zeit gewandelt – von reinen Holzlieferanten zu Schlüsselelementen in der urbanen Planung und öffentlichen Gesundheit, die sowohl ökologische als auch soziale Werte bieten. Wir werfen einen Blick auf die Herausforderungen und mögliche Lösungen.

Herausforderungen und Probleme:

Lösungen und Vorteile:

Die Entwicklung des Waldes wird auch in Zukunft eng mit der Entwicklung der Gesellschaft verbunden sein. Attraktive Naherholung wirkt überdies der steigenden Freizeitmobilität entgegen. Das passt zum raumplanerischen Ziel der Stadt der kurzen Wege. Es ist an der heutigen Generation von Politikerinnen, Planungs- und Forstleuten, Ideen, Konzepte und konkrete Projekte zu entwerfen, die den gewandelten Bedürfnissen Rechnung tragen.

Zum kompletten Artikel: 

Darum hilft SwissTrees Waldbesitzern bei der Finanzierung von Erhaltungsprojekten durch Partnerschaften mit Spendern. Um gemeinsam die Zukunft unserer Wälder zu sichern.

Am Puls des Planeten – Zahlen und Fakten zur Klimakrise

Die wichtigsten Zahlen für die Schweiz

Der Ausstoss von Kohlenstoffdioxid (CO2) ist, neben anderen Treibhausgasen, hauptverantwortlich für den Klimawandel. CO2 ist natürlicher Bestandteil der Atmosphäre und sorgte während Jahrtausenden für ein stabiles Klima, das Leben auf der Erde möglich machte. Der Anteil an CO2 in der Atomsphäre wird in ppm gemessen – Parts per million oder Millionstel-Teilchen. In den vergangenen 800’000 Jahren hat sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre je nach Warm- oder Kaltzeit stetig zwischen 180 und 280 ppm bewegt. In den letzten 2000 Jahren lag die CO2-Konzentration konstant bei etwa 280 ppm.

Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und deren Energiehunger, begann die Menschheit im grossen Stil fossile Energieträger wie Erdöl und Kohle zu verbrennen – und dabei grosse Mengen CO2 freizusetzen. Seither ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre rasant angestiegen. Das lässt sich auf der ganzen Welt messen, unter anderem auch auf dem Jungfraujoch (BE).

 

CO2 in der Atmosphäre steigt weiter an

Die ungewöhnlich hohe und immer noch steigende Menge CO2 sorgt für einen signifikanten Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur. Wenn es in der Politik um 1.5-Grad oder 2-Grad-Ziele geht – oder um Horrorszenarien von drei oder vier Grad Erwärmung – dann geht es um den Anstieg dieser Durchschnittstemperatur im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bis ins frühe 19. Jahrhundert, als der Mensch noch keine Fabriken oder Autos hatte und damit noch keinen spürbaren Effekt auf das Klima.

An dieser Zahl gemessen ist die Schweiz von der Klimakrise besonders stark betroffen. Die landesweite Durchschnittstemperatur hat sich seit vorindustrieller Zeit um 2.5 Grad Celsius erhöht – mehr als doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Die Auswirkungen sind vielfältig und jetzt schon spürbar: Gemäss Klimaszenarien des Bundes werden die Sommer trockener und im Winter fällt weniger Schnee. Es gibt mehr Hitzewellen und intensivere Gewitter mit mehr Regen und damit Überschwemmungen. Was sich heute vielleicht als extrem anfühlt, wird in ein paar Jahrzehnten normal sein.

Temperatur: Wärmere Winter

Zur Veranschaulichung wird der Kanton Bern als Beispiel verwendet. Die Winter werden kürzer und wärmer. Am einfachsten lässt sich das an der Zahl der Frost- und Eistage zeigen. Ein Tag gilt als Frosttag, wenn die Temperatur unter 0 Grad fällt, und zusätzlich als Eistag, wenn sie nie über 0 Grad steigt.

Bisher gab es in Bern in diesem Winter 41 Frost- und 4 Eistage. Das sind −15 Frosttage und −7 Eistage verglichen mit dem Schnitt der letzten Jahre (Ø 1991-2020) und −25 Frosttage und −12 Eistage im Vergleich mit dem Schnitt der Referenzperiode 1961-1990.

Klar: Das Wetter ist nicht gleich Klima. Um die Effekte des Klimawandels sichtbar zu machen und natürliche Schwankungen auszugleichen, muss man deshalb die Wetterdaten mehrerer Jahrzehnte miteinander vergleichen. Dafür werden oft die Referenzperioden von 1991-2020 und 1961-1990 genommen, letzteres eine Zeit, die noch wenig vom Klimawandel betroffen war.
Zum Vergleich wird die durchschnittliche Tagestemperatur der letzten Wochen (rote Linie) mit denselben Wochen in der Referenzperiode 1961-1990 genommen. Sie zeigen, in welcher Bandbreite sich die mittleren Temperaturen in dieser Periode bewegten. Geht die rote Linie über oder unter die Bandbreite hinaus, ist es wärmer bzw. kälter als, was in einer Schweiz, die noch wenig vom Klimawandel betroffen war, als normal galt.

Der vergangene Monat Februar war mit einer Durchschnittstemperatur von 4.5°C rund 4.1° wärmer als der Schnitt der Jahre 1961-1990. Im langjährigen Vergleich der Referenzperioden ist in Bern im Februar die Temperatur im Schnitt um 0.6° gestiegen.

Gletscher haben Hälfte ihres Volumens verloren

Bei einer Temperatur von −5.9 Grad, wie sie heute für den Alpenraum gemeldet wird, fliesst kein Gletscherwasser ab. Im Sommer können es bis zu 2800 Badewannen pro Sekunde werden – pro Tag entspricht das dem vielfachen des täglichen Wasserverbrauchs aller Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz. Alleine im letzten Jahr haben die Schweizer Gletscher 6.2% ihres Volumens verloren.

Schuld am Rückgang der Gletscher sind primär die erhöhten Sommertemperaturen. Durch wärmere Temperaturen steigt die Schneefallgrenze – und ein beträchtlicher Teil der winterlichen Niederschläge, die früher als Schnee auf die Alpen fielen, kommen jetzt als Regen herunter und fliessen sofort ab, anstatt die Gletscher wachsen zu lassen. Die Funktion der Gletscher fürs Klima ist zentral: Sie sind ein zentraler Wasserspeicher, deren Abfluss die Wasserkraftwerke und damit die Stromproduktion, die in der Schweiz zu fast 60 Prozent davon abhängt, unterstützt. Ausserdem haben sie eine ausgleichende Wirkung auf die Flüsse und Seen.

Energiewende: So erneuerbar ist die Energie heute

Einer der wirksamsten Wege, um den CO2-Ausstoss unserer Gesellschaft zu reduzieren, ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Zum Beispiel von benzinbetriebenen Autos oder Gasheizungen hin zu E-Autos und Wärmepumpen.

Wo steht die Schweiz bei der sogenannten Energiewende – und welches Potenzial liegt noch brach? Hier als Beispiel schauen wir den Stand der E-Autos, die in Bern in Betrieb sind, prozentual zu allen angemeldeten Autos. Das Solarpotential bezeichnet das genutzte Potenzial auf den Dächern von Bern. Wie erneuerbar derzeit geheizt wird, zeigt der prozentuale Anteil an erneuerbaren Heizsystemen jeweils im Vergleich zum Durchschnitt im Kanton und in der ganzen Schweiz.

Der IPCC schreibt, dass der Ausbau von Photovoltaikanlagen und der Umstieg auf Elektromobilität und erneuerbare Heizsysteme weltweit ein grosses Potenzial haben, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Sie stehen hier sinnbildlich für den Stand der Energiewende in der Schweiz. Weitere Wege, um die Emissionen der Schweiz zu reduzieren und klimaneutral zu werden, beinhalten beispielsweise die Abkehr von fossilen Treibstoffen im internationalen Flugverkehr, die Verlagerung von Finanzinvestitionen in nachhaltigere Felder oder generell der Verzicht auf klimaschädliche Dienstleistungen.

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Diesen Gemüsen wird die Schweiz zu heiss

Anpassungsbedarf in der Agrarwelt

Heissere Sommer, längere Trockenperioden und mehr Extremereignisse: Das ist die Zukunft, mit der sich die weltweite Landwirtschaft konfrontiert sieht. Auch Schweizer Bäuerinnen und Bauern spürten den Klimawandel bereits heute, sagt Andreas Keiser (61), Experte in Ackerbau und Pflanzenzüchtung an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE. Er stellt klar: «Die Landwirtschaft muss und wird sich an die Veränderungen des Klimas anpassen.»

Resistenz ist entscheidend

Zur Herausforderung wird vor allem die ausreichende Bewässerung bestehender Kulturen. Zehn Prozent des Schweizer Wasserverbrauchs gehen aktuell auf das Konto der Landwirtschaft. «Dieser Bedarf wird sich mit der Klimaänderung erhöhen», weiss Keiser. Viele Betriebe seien heute aber noch gar nicht für eine Bewässerung eingerichtet – sie arbeiten nur mit Niederschlag.

Zudem stellt sich die Frage, ob das Wasser für alle Bedürfnisse reichen wird. Zwar verzeichnet die Schweiz höhere Niederschlagsmengen als andere europäische Länder. Nicht umsonst gilt die Schweiz als Wasserschloss Europas. Keiser warnt aber: «Mit dem Abschmelzen der Gletscher werden die Flüsse im Sommer weniger Wasser führen und kleinere Flüsse zeitweise austrocknen.»

 

Erste Schritte zur Harmonie von Jagd und Waldpflege

Seit 2021 wird ein erstes Konzept umgesetzt. Noch sei es zu früh, um wirklich sagen zu können, wie erfolgreich die Umsetzung sei, denn viele der Massnahmen bräuchten einige Jahre Zeit, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Isabelle Ballmer.

Die Verantwortlichen zeigten auf, dass es für ein gesundes Gleichgewicht jagdliche und waldliche Massnahmen braucht. Bei der Jagd hat der Kanton mit der Jagdplanung ein Instrument in der Hand, um den Wildtierbestand zu regeln, allenfalls auch mit einer Schwerpunktbejagung, wo dies die Situation erfordert. Die Jagdziele des Kantons erfüllen die Jäger meist gut.

Waldbesitzer wiederum können junge Triebe und Bäume vor dem Verbiss schützen, etwa durch Zäune oder mit chemischen Mitteln. Solche Massnahmen sind aber unter Umständen aufwändig im Unterhalt und teuer. Als besonders wichtig erachteten die Forst- und Jagdfachleute einen klimaresistenten, aus eigener Kraft verjüngten und artenreichen Wald.

Gebe es in einem dunklen, wenig artenreichen Wald nur wenige Jungpflanzen, konzentriere sich das Wild auf sie. Je mehr Jungpflanzen und andere Nahrungsquellen es gebe, je mehr sinke der Druck durch Wildtiere. Nötig seien auch durchlässige Waldränder, die dem Wild ermöglichten, auf Wiesen auszutreten und sich dort auch verstecken zu können.

Weniger Kartoffeln, mehr Sojabohnen

Was können die Bauern gegen den drohenden Wassernotstand unternehmen? Laut Achim Walter (55), Professor für Kulturpflanzenwissenschaften an der ETH Zürich, liegt eine Möglichkeit in der Wahl und Züchtung neuer Anbausorten. «Künftig werden wir darauf achten müssen, welche Nutzpflanzen besonders hitze- und trockenresistent sind», so Walter.

Keiser fügt an: «In diesem Bereich der Züchtung gibt es noch ein grosses Potenzial.» Mais, Sonnenblumen oder Hülsenfrüchte wie Sojabohnen werden darum in der Schweizer Landwirtschaft künftig häufiger anzutreffen sein. Auch Weinbauern dürfen sich über die höheren Temperaturen freuen.

Einen schweren Stand dürften hingegen Erbsensorten und Zuckerrüben haben, die gut unter kühlen Temperaturen gedeihen. Die Kartoffel mit ihren kurzen Wurzeln muss bei Trockenheit stark bewässert werden und dürfte von anderen Nutzpflanzen künftig verdrängt werden.

Neue Anbaumethoden gefragt

Die Experten sind sich einig: Auch die Art und Weise, wie Acker- und Gemüsebau betrieben wird, muss sich ändern. «Dafür braucht es einen vermehrten Wechsel zur regenerativen Landwirtschaft», sagt Walter. Das heisst: Den Boden schonender bearbeiten, sodass das Wasser besser gespeichert und der Boden fruchtbarer bleibt. Der Gebrauch des Pfluges werde deswegen zurückgehen.

Keiser schlägt eine möglichst ganzjährige Bodenbedeckung vor. Dabei wird der Boden das ganze Jahr über von Pflanzen oder Pflanzenresten bedeckt. «Dann können Niederschläge besser in den Boden eindringen», sagt er.

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Wildtiere machen Berner Wäldern zu schaffen

Waldregeneration im Kampf gegen Wildschäden

Das Gutachten untersucht, auf welchen Flächen sich der Wald genügend verjüngen kann und wo das nicht mehr ausreichend geschieht, weil das Wild beispielsweise junge Triebe wegfrisst. Tragbar, kritisch und untragbar sind die Kategorien, mit denen das alle zwei Jahre erscheinende Gutachten arbeitet.

 

Schon seit geraumer Zeit zeigt sich, dass die Wälder stärker unter dem Wildeinfluss leiden. Manche Regionen mehr, andere weniger, wie Verantwortliche des kantonalen Amts für Wald und Naturgefahren und des Amts für Landwirtschaft und Natur vor den Medien in Bern aufzeigten.

Wald-Wild-Balance

Über das gesamte Kantonsgebiet betrachtet, fallen die Veränderungen nicht dramatisch aus. Doch das Gutachten zeigt, dass die Kategorie untragbar seit 2015 von 10 auf 15 Prozent zugenommen hat. Demgegenüber haben die Kategorien tragbar und kritisch abgenommen.

Berücksichtige man im Gutachten auch den Klimawandel und die Baumartenvielfalt, akzentuiere sich der negative Einfluss der Wildtiere noch.

Von alters her treffen im Wald unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander: vereinfacht gesagt möchten die Waldbesitzer möglichst wenig Wildschäden und Jäger genügend Wild in den Wäldern. Der Kanton Bern verfolgt hier seit einigen Jahren einen ganzheitlichen Ansatz, wie Jagdinspektor Niklaus Blatter sagte.

Seit 2019 erstellt der Kanton Bern sogenannte Wald-Wild-Konzepte, wenn dies aufgrund einer vom Bund vorgegebenen Schwelle notwendig ist. Jüngst wurden solche Konzepte für den Raum Oberaargau und den Raum Niederhorn erarbeitet. Ein Konzept für den Raum Giferspitz im Saanenland soll folgen. Ziel sei es, Wald und Wild im Gleichgewicht zu halten, führte Michel Brügger, Leiter Waldabteilung Alpen aus.

Erste Schritte zur Harmonie von Jagd und Waldpflege

Seit 2021 wird ein erstes Konzept umgesetzt. Noch sei es zu früh, um wirklich sagen zu können, wie erfolgreich die Umsetzung sei, denn viele der Massnahmen bräuchten einige Jahre Zeit, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Isabelle Ballmer.

Die Verantwortlichen zeigten auf, dass es für ein gesundes Gleichgewicht jagdliche und waldliche Massnahmen braucht. Bei der Jagd hat der Kanton mit der Jagdplanung ein Instrument in der Hand, um den Wildtierbestand zu regeln, allenfalls auch mit einer Schwerpunktbejagung, wo dies die Situation erfordert. Die Jagdziele des Kantons erfüllen die Jäger meist gut.

Waldbesitzer wiederum können junge Triebe und Bäume vor dem Verbiss schützen, etwa durch Zäune oder mit chemischen Mitteln. Solche Massnahmen sind aber unter Umständen aufwändig im Unterhalt und teuer. Als besonders wichtig erachteten die Forst- und Jagdfachleute einen klimaresistenten, aus eigener Kraft verjüngten und artenreichen Wald.

Gebe es in einem dunklen, wenig artenreichen Wald nur wenige Jungpflanzen, konzentriere sich das Wild auf sie. Je mehr Jungpflanzen und andere Nahrungsquellen es gebe, je mehr sinke der Druck durch Wildtiere. Nötig seien auch durchlässige Waldränder, die dem Wild ermöglichten, auf Wiesen auszutreten und sich dort auch verstecken zu können.

Blick über den Waldrand: Wildschäden als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Jagdinspektor Niklaus Blatter betonte, dass es bei Wildschäden heute längst nicht mehr einfach um einen wirtschaftlichen Schaden für die Waldbesitzer gehe. Könne sich der Wald nicht mehr aus eigener Kraft verjüngen, habe dies auch ökologische und gesellschaftliche Folgen, etwa wenn Schutzwälder nicht mehr funktionierten oder an den Klimawandel angepasste Baumarten nicht mehr gedeihen können.

Wichtig sei auch, so Blatter, die Landwirtschaft und den Tourismus in die Debatte einzubeziehen. Und Blatter appellierte auch an die Bevölkerung, sich an gängige Anstandsregeln im Wald zu halten, um Wild und Wald zu schützen.

Ein Hirsch etwa habe während seiner Winterruhe ein relativ kleines Nahrungsbedürfnis. Werde er aber aufgescheucht und müsse fliehen, werde er aktiviert. Das Tier fresse dann auch mehr, erklärte Blatter. (SDA)

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Klimawandel: Was bedeutet eine Erwärmung um 1,5°C für die Schweiz?

Warum 1,5°C?

Das 1,5°C-Ziel wurde im Pariser Abkommen von 2015 festgelegt, um ernsthafte Klimafolgen zu vermeiden. Wissenschaftler warnen, dass eine Erwärmung darüber hinaus gravierende Auswirkungen für Mensch und Natur hat. Kurzfristiges Überschreiten gab es schon, doch langfristig soll dies vermieden werden, um irreversible Schäden zu begrenzen.

Was wären die Folgen einer Erwärmung um 1,5°C?

Die Emissionen müssen drastisch gesenkt werden, wenn das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden soll. Bis 2030 müssen sie nach Schätzungen des IPCC gegenüber 2019 um 43% sinken.

Andernfalls werden extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und starke Regenfälle häufiger auftreten.

So nimmt beispielsweise die Häufigkeit extremer Hitzewellen, die Ende des 19. Jahrhunderts nur alle 50 Jahre auftraten, bei einem +1,5°C-Szenario um fast das Neunfache zu.

Diese aussergewöhnlichen Ereignisse und Naturkatastrophen werden weltweit immer mehr Opfer fordern und zu einem Verlust der Artenvielfalt führen.

Ausserdem verringern sie die Ernteerträge und zwingen immer mehr Menschen, in fruchtbarere, vor dem Anstieg des Meeresspiegels geschützte Gebiete auszuwandern.

Die folgende Infografik veranschaulicht die Auswirkungen einer globalen Erwärmung um 1,5 bzw. 2 Grad Celsius auf die Bevölkerung und die Ökosysteme.

Was wären die Auswirkungen in der Schweiz?

Die Schweiz ist bereits stark vom Klimawandel betroffen, mit langen Hitze- und Trockenperioden im Sommer, unaufhaltsam schmelzenden Gletschern und schneearmen Wintern.

In den letzten Jahren hat das Land «eine Vorwegnahme extremer Phänomene erlebt, die sich in naher Zukunft verschlimmern und ausbreiten könnten», so Erich Fischer, Forscher am Institut für Atmosphären- und Klimawissenschaften der ETHZ und Mitautor der IPCC-Berichte.

Die Schweiz hat ein kontinentales Klima. Sie kann also nicht von der kühlenden Wirkung der Ozeane profitieren. Zudem befindet sie sich in mittleren Breitengraden.

Im Allgemeinen werden die Regionen an den Polen wärmer als die Regionen am Äquator. Auch Schnee und Eis spielen eine Rolle: Wenn sie schmelzen, reflektiert die exponierte Oberfläche weniger Sonnenlicht und absorbiert mehr Wärme, was zum Temperaturanstieg beiträgt.

In der Schweiz wurde der Schwellenwert von 1,5°C bereits um die Jahrtausendwende überschritten, und die durchschnittliche Erwärmung für den Zeitraum 2013-2022 beträgt laut dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie 2,5°C. Sie ist damit fast doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt.

Eine globale Erwärmung von 1,5°C würde in der Schweiz etwa +3°C entsprechen. In diesem Szenario wird sich das Abschmelzen der Alpengletscher beschleunigen und es wird weniger Schnee in tieferen Lagen geben.

Generell wird es im Sommer, wenn die Landwirtschaft am meisten Wasser braucht, weniger und im Winter mehr regnen, erklärt Samuel Jaccard von der Universität Lausanne.

Wir alle haben schon extreme Wetterereignisse erlebt, sei es eine Hitzewelle oder ein verheerender Sturm wie der von La Chaux-de-Fonds im Juli letzten Jahres, sagt Jaccard.

«Mit der Vervielfachung dieser extremen Ereignisse beginnen wir, messbare und greifbare Auswirkungen auf unser tägliches Leben zu sehen.» Jaccard verweist zum Beispiel auf den Anstieg der Sterblichkeitsrate bei Hitzewellen oder den Anstieg der Preise für bestimmte Lebensmittel aufgrund von Dürreperioden.

Es ist jedoch noch nicht zu spät, das schlimmste Szenario zu vermeiden. In seinem jüngsten Synthesebericht betont der IPCC, dass es mehrere «machbare und wirksame» Optionen gibt, um die Emissionen zu reduzieren und eine lebenswerte Zukunft auf der Erde zu sichern.

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Neue Wurzelkrankheit schadet Eichen in Schweizer Wäldern

Akutes Eichensterben und Neue Wurzelkrankheit in der Schweiz

Besonders bedenklich ist, dass diese Wurzelkrankheit zusammen mit dem sogenannten akuten Eichensterben vorkommt, wie Waldschutz Schweiz, die Fachstelle für Waldschutzfragen an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, mitteilte.

 

Eichen gelten laut WSL als Zukunftsbaumarten, weil sie im Vergleich zu anderen häufigen Laubbaumarten wenig unter den Folgen des Klimawandels wie Hitze oder Trockenheit leiden. 2017 wurde hierzulande jedoch laut der Forschungsanstalt zum ersten Mal die Krankheit akutes Eichensterben nachgewiesen, die von verschiedenen Bakterien ausgelöst wird.

Doppelinfektion bei Eichen und die neuen Herausforderungen

Forschende von Waldschutz Schweiz untersuchten seither alle gemeldeten Eichen mit Symptomen des akuten Eichensterbens auch auf die Wurzel- und Stammkrankheiten der Gattung Phytophthora. Denn die Symptome dieser Krankheiten seien ähnlich, hiess es von der WSL. 2023 waren zwei Tests auf die Wurzelkrankheit positiv.

Besorgniserregend ist laut den Fachleuten, dass einer der beiden Fälle von der Alpennordseite stammt. Bisher nahm man an, dass sich dieses Pathogen auf der Alpennordseite nicht etablieren kann, da dafür die Temperaturen im Winter in der Regel zu tief sind.

Die betroffenen Eichen waren ausserdem gleichzeitig auch vom akuten Eichensterben betroffen. Dies sei neu, hiess es von der WSL. Weltweit habe es bislang noch keine Meldungen gegeben, dass die beiden Krankheiten zusammen am gleichen Baum festgestellt wurden.

Deshalb seien noch viele Fragen offen. Etwa, ob Eichen durch einen doppelten Befall schneller absterben. Dazu startet die WSL Anfang 2024 ein neues Forschungsprojekt, wie die Forschungsanstalt in der Mitteilung schrieb. (SDA)

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Dank «i-Tree» soll die Stadt Zürich grüner werden

Ein neuer Blick auf das Grün in unserer Stadt

Die Stadt Zürich hat sich auf eine faszinierende Reise begeben, um die Bedeutung unserer Stadtbäume besser zu verstehen. Durch die Verwendung der Open-Source-Software iTree, die ursprünglich aus Amerika stammt, entdecken sie nun, wie unsere Bäume die städtische Umwelt beeinflussen und verbessern.

«iTree hilft uns, die unsichtbaren Vorteile unserer Bäume zu erfassen: Wie viel Wasser speichern sie? Wie tragen sie zur Kühlung unserer Stadt bei? Diese Fragen und mehr beantwortet iTree und zeigt uns, welchen Beitrag jeder einzelne Baum zum städtischen Klima leistet.»

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Ein Baum, der 10-15 Klimaanlagen ersetzt

Klimakühler in Entstehung

Kürzlich wurde in Dottikon, dank einer grosszügigen Geste der Gemeinde Villmergen, ein besonderer Schnee-Ahornbaum gepflanzt. Dieser Baum, auf dem Pausenplatz des Schulhauses Hübel, ist mehr als nur ein neues grünes Blattwerk in der Landschaft. Er repräsentiert einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Klimamassnahmen.

Die beeindruckende Fähigkeit des Ahornbaums, beim Auswachsen die Kühlleistung von 10 bis 15 Klimaanlagen zu ersetzen, stellt ein herausragendes Beispiel für die Macht der Natur dar. In Zeiten zunehmender urbaner Hitzeinseln bietet dieser Baum eine effektive, ökologische Lösung zur Temperaturregulierung.

Lehrreich und Wirksam

Der neu gepflanzte Schnee-Ahorn in Dottikon repräsentiert praktische Klimaschutzmassnahmen, die sowohl funktional als auch lehrreich sind. Während er heranwächst, wird er den Schulkindern nicht nur Schatten bieten, sondern auch als greifbares Beispiel für Umweltbewusstsein und aktiven Klimaschutz dienen. Er ist ein Symbol für die Anpassung an den Klimawandel und wird ein Teil des täglichen Lebens der Kinder sein.

Kleine Pflanzung, grosse Wirkung

Der einzelne Schnee-Ahorn symbolisiert die Bedeutung städtischer Baumpflanzungen in der Schweiz. Solche Massnahmen, auch wenn scheinbar klein, sind entscheidend für die Schaffung kühlerer, umweltfreundlicherer Stadträume und tragen zum Schutz unserer Umwelt bei. Bei SwissTrees unterstützen und schätzen wir diese Art des Engagements.

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Rodung von Wäldern nimmt zu

Besorgniserregender Anstieg der weltweiten Waldzerstörung

Insgesamt seien 2022 6,6 Millionen Hektar Wälder verloren gegangen – eine Fläche fast so gross wie das deutsche Bundesland Bayern. 96 Prozent davon sei in tropischen Regionen vernichtet worden, hiess es in dem Bericht, der von mehreren wissenschaftlichen Organisationen und zivilen Verbänden veröffentlicht wurde, darunter auch die Umweltstiftung WWF.

Wiederherstellung bis 2030

Der Report verweist auf die öffentlichen Versprechen von Ländern, Unternehmen und Investoren: Demnach soll bis 2030 ein Ende der Waldvernichtung erreicht werden und zudem sollen bis dahin 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder wieder hergestellt werden.

Vereinzelte Fortschritte

Es gebe aber auch positive Entwicklungen, heisst es in dem Bericht. So seien 50 Länder weltweit auf dem Weg dahin, Abholzungen zu beenden. Auch Brasilien, Indonesien und Malaysia, wo sich grosse Regenwälder befinden, die als wichtige CO2-Speicher gelten und wichtige Funktionen beim Kampf gegen den Klimawandel haben, machten Fortschritte bei der Bekämpfung des Verlustes.

Weltweit fliessen nach Angaben des Reports jährlich 2,2 Milliarden Dollar an öffentlichen Mitteln in die Wälder, was ein verschwindend geringer Anteil im Vergleich zu anderen weltweiten Investitionen sei. Regierungen sollten zudem ein Umfeld mit mehr Anreizen für Unternehmen schaffen, Wälder zu schützen, nachhaltig zu bewirtschaften und wiederherzustellen, fordern die Autoren.

Schweizer Wald

Auch in der Schweiz ist es wichtig, dass wir die Wälder schützen. Die Schweiz, mit ihren vielfältigen und wertvollen Waldlandschaften, spielt eine entscheidende Rolle in der Bewahrung der Biodiversität und im Kampf gegen den Klimawandel. Die Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder ist nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die zukünftigen Generationen von grosser Bedeutung.

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Forscher pflanzen 55’000 Bäume in der Schweiz

Schweizer Klimaforschungsprojekt

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in der ganzen Schweiz für ein Forschungsprojekt 55’000 Bäume gepflanzt. Nun soll während mehreren Jahrzehnten beobachtet werden, welche Baumarten dem Klimawandel standhalten.

Die Bäume aus 18 verschiedenen Baumarten wurden während den letzten drei Jahren auf 57 Waldflächen in allen Höhenlagen und Regionen der Schweiz gepflanzt, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Freitag mitteilte.

Beobachtung über mehrere Jahrzehnte

Gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu), den kantonalen Forstdiensten, Forstreviere und Baumschulen wollen die WSL-Forscherinnen und Forscher nun Informationen über die Eignung dieser Arten für den Klimawandel zu liefern. Die Bäume sollen laut WSL während 30 bis 50 Jahren beobachtet werden.

In vielen Wäldern der Schweiz schreite der Klimawandel schneller voran, als sich die Natur anpassen könne, hiess es von der WSL. Die Biodiversität und die Leistungen des Waldes wie Schutz vor Naturgefahren, Holzproduktion, Erholungsraum und Kohlenstoffspeicherung seien deshalb in Gefahr.

Das letzte der 55’000 Bäumchen wurde laut WSL am Freitag vom Forstrevier Dents-du-Midi auf einer Waldfläche in der Gemeinde Champéry VS gepflanzt.

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