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Wildtiere machen Berner Wäldern zu schaffen

Wildtiere wie Rehe, Rothirsche oder Gämsen machen dem Berner Wald etwas mehr zu schaffen. Das geht aus einem publizierten Wildschadengutachten für das Jahr 2023 hervor. Besonders betroffen sind die Regionen Oberaargau, Emmental und Interlaken-Oberhasli.

Waldregeneration im Kampf gegen Wildschäden

Das Gutachten untersucht, auf welchen Flächen sich der Wald genügend verjüngen kann und wo das nicht mehr ausreichend geschieht, weil das Wild beispielsweise junge Triebe wegfrisst. Tragbar, kritisch und untragbar sind die Kategorien, mit denen das alle zwei Jahre erscheinende Gutachten arbeitet.

 

Schon seit geraumer Zeit zeigt sich, dass die Wälder stärker unter dem Wildeinfluss leiden. Manche Regionen mehr, andere weniger, wie Verantwortliche des kantonalen Amts für Wald und Naturgefahren und des Amts für Landwirtschaft und Natur vor den Medien in Bern aufzeigten.

Wald-Wild-Balance

Über das gesamte Kantonsgebiet betrachtet, fallen die Veränderungen nicht dramatisch aus. Doch das Gutachten zeigt, dass die Kategorie untragbar seit 2015 von 10 auf 15 Prozent zugenommen hat. Demgegenüber haben die Kategorien tragbar und kritisch abgenommen.

Berücksichtige man im Gutachten auch den Klimawandel und die Baumartenvielfalt, akzentuiere sich der negative Einfluss der Wildtiere noch.

Von alters her treffen im Wald unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander: vereinfacht gesagt möchten die Waldbesitzer möglichst wenig Wildschäden und Jäger genügend Wild in den Wäldern. Der Kanton Bern verfolgt hier seit einigen Jahren einen ganzheitlichen Ansatz, wie Jagdinspektor Niklaus Blatter sagte.

Seit 2019 erstellt der Kanton Bern sogenannte Wald-Wild-Konzepte, wenn dies aufgrund einer vom Bund vorgegebenen Schwelle notwendig ist. Jüngst wurden solche Konzepte für den Raum Oberaargau und den Raum Niederhorn erarbeitet. Ein Konzept für den Raum Giferspitz im Saanenland soll folgen. Ziel sei es, Wald und Wild im Gleichgewicht zu halten, führte Michel Brügger, Leiter Waldabteilung Alpen aus.

Erste Schritte zur Harmonie von Jagd und Waldpflege

Seit 2021 wird ein erstes Konzept umgesetzt. Noch sei es zu früh, um wirklich sagen zu können, wie erfolgreich die Umsetzung sei, denn viele der Massnahmen bräuchten einige Jahre Zeit, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Isabelle Ballmer.

Die Verantwortlichen zeigten auf, dass es für ein gesundes Gleichgewicht jagdliche und waldliche Massnahmen braucht. Bei der Jagd hat der Kanton mit der Jagdplanung ein Instrument in der Hand, um den Wildtierbestand zu regeln, allenfalls auch mit einer Schwerpunktbejagung, wo dies die Situation erfordert. Die Jagdziele des Kantons erfüllen die Jäger meist gut.

Waldbesitzer wiederum können junge Triebe und Bäume vor dem Verbiss schützen, etwa durch Zäune oder mit chemischen Mitteln. Solche Massnahmen sind aber unter Umständen aufwändig im Unterhalt und teuer. Als besonders wichtig erachteten die Forst- und Jagdfachleute einen klimaresistenten, aus eigener Kraft verjüngten und artenreichen Wald.

Gebe es in einem dunklen, wenig artenreichen Wald nur wenige Jungpflanzen, konzentriere sich das Wild auf sie. Je mehr Jungpflanzen und andere Nahrungsquellen es gebe, je mehr sinke der Druck durch Wildtiere. Nötig seien auch durchlässige Waldränder, die dem Wild ermöglichten, auf Wiesen auszutreten und sich dort auch verstecken zu können.

Blick über den Waldrand: Wildschäden als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Jagdinspektor Niklaus Blatter betonte, dass es bei Wildschäden heute längst nicht mehr einfach um einen wirtschaftlichen Schaden für die Waldbesitzer gehe. Könne sich der Wald nicht mehr aus eigener Kraft verjüngen, habe dies auch ökologische und gesellschaftliche Folgen, etwa wenn Schutzwälder nicht mehr funktionierten oder an den Klimawandel angepasste Baumarten nicht mehr gedeihen können.

Wichtig sei auch, so Blatter, die Landwirtschaft und den Tourismus in die Debatte einzubeziehen. Und Blatter appellierte auch an die Bevölkerung, sich an gängige Anstandsregeln im Wald zu halten, um Wild und Wald zu schützen.

Ein Hirsch etwa habe während seiner Winterruhe ein relativ kleines Nahrungsbedürfnis. Werde er aber aufgescheucht und müsse fliehen, werde er aktiviert. Das Tier fresse dann auch mehr, erklärte Blatter. (SDA)

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